Die Stärken des Eisenbahn Güterverkehrs in Zeiten der Corona–Krise

Spätestens seitdem Greta Thunberg aufgetaucht ist, hat das Thema Umweltschutz wieder an Bedeutung gewonnen, nachdem es jahrzehntelang als Nebenschauplatz behandelt wurde. Ich bin in den 80er Jahren aufgewachsen und kann mich an ein steigendes Umweltbewusstsein erinnern. Komischerweise ist dieses Thema dann in den 90er Jahren bis Greta Thunberg wieder verschwunden. Jetzt ist es wieder da. In der jetzigen Situation rund um die Corona-Krise haben wir die Möglichkeit, dem umweltfreundlichen Transport auf der Bahn wieder mehr Beachtung zu schenken und dessen Marktanteile zu erhöhen.

In diesen Zeiten zeigen sich Dinge, die in „normalen“ Zeiten ein Systemnachteil der Güterbahnen sind, von der positiven Seite. Laut des Güterbahnverbandes Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) wird der Schienengüterverkehr als das am wenigsten vom Corona-Virus gefährdete Verkehrsmittel empfohlen.

Vorteile des Schienengüterverkehrs in Zeiten der Corona-Krise

Corona VirusSo kann ein einzelner Lokführer mit einem Zug des „kombinierten Verkehrs“ bis zu 40 Lkw-Sattelauflieger befördern kann, ohne dass sich die Lkw-Fahrer vom Ausgangsort bis zum Ziel quer durch Europa bewegen müssen.

Auch an den Umschlagterminals bestehen weniger Risiken als im reinen Straßengüterverkehr, weil die Lkw-Fahrer ihre Kabinen nur selten verlassen müssen und bis auf den eventuellen Austausch von Frachtpapieren keinen physischen Kontakt mit den Terminalmitarbeitern haben. Die Container, Sattelauflieger und Wechselbrücken werden mit Kränen aus sicherer Entfernung umgeladen. Dadurch, dass die Lkw auf der ersten und letzten Meile nur einen Umkreis von höchstens 150 Kilometern bedienen – im Regelfall eher 50 Kilometer – besteht praktisch keine Gefahr großräumiger Virus-Übertragungen. Bei Ganzzügen – zum Beispiel für Getreide- oder Treibstofftransporte –, die von Gleisanschluss zu Gleisanschluss fahren, gibt es sogar noch weniger physische Kontakte zwischen Menschen. „Der Schienengüterverkehr ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ‚gesunder‘ Verkehrsträger, das zeigt sich jetzt mehr denn je“, betont Westenberger.

Vorteile der Schiene im Vergleich zur Straße

Stau mit LWKMit einer Verlagerung auf die Schiene könnten die Verlader auch das Problem der Lkw-Staus an den Grenzen umgehen. Einer der großen Vorteile des Schienengüterverkehrs ist, dass wenige Menschen große Mengen bewegen, damit fallen auch die Grenzkontrollen deutlich schlanker aus als im Straßengüterverkehr. Bisher führen die internationalen Züge weitgehend reibungslos. Die Regierungen haben gut erkannt, dass der Schienengüterverkehr kein Virenüberträger, sondern europaweit wichtig für Versorgung von Menschen und Industrie ist.

Bei Lkw-Transporten kommt es seit Ausbruch der Corona-Krise immer wieder zu längeren Wartezeiten an den Grenzen. Es wurde sogar eine Online-Karte implementiert, die „live“ die durchschnittlichen Wartezeiten an den Grenzen anzeigt. Diese Echtzeit-Daten werden teilweise auch genutzt, um Transporte umzuleiten. Trotzdem kommt es zu Verzögerungen und zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels waren durchwegs 2 bis 3 Stunden an Wartezeiten bzw. Staus mit mehreren Kilometern Länge die Regel. Die Karte ist unter https://covid-19.sixfold.com/ verfügbar

Bei den Güterbahnen selbst gibt es bisher kaum krankheitsbedingte Personalausfälle über das jahreszeitlich übliche Maß hinaus. Hier zahlt sich aus, dass sich alle Güterbahnen schon zu Beginn der Corona-Krise auf gemeinsame Maßnahmen verständigt haben, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Zum Beispiel steigt beim Personalwechsel anders als bisher zunächst der abzulösende Lokführer aus dem Führerstand aus, bevor die Ablösung in das Fahrzeug einsteigt. „Damit wird eine Begegnung auf engstem Raum vermieden“, erläuterte Henke.

Chancen durch die Corona-Krise für den Eisenbahn-Güterverkehr

Da wir bei allen negativen Auswirkungen von Corona auch einen Blick auf die Chancen legen wollen: Wenn das Corona-Virus dazu führt, dass die letzten Lücken bei elektronischen Frachtpapieren und digitalen Logistikprozessen im Schienengüterverkehr schneller geschlossen werden, ist viel für die Zukunftsfähigkeit der Schiene gewonnen.

Was sehen Sie für Gütenverkehr-Potentiale für die Zukunft?

Autor: Georg Vesely
Quellen:
www.netzwerk-bahnen.de

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