Jedes Jahr gibt es tausende Baustellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Viele kennen das Bild: Baumaschinen, Absperrungen, Staub und Abgase. Aber bei einigen Baustellen wird bereits teilweise oder sogar vollkommen auf elektrische Baufahrzeuge gesetzt, um Emissionen und den CO2-Ausstoß zu minimieren. Diese „grünen Baustellen“ gibt es im Bereich des Straßenbaus ebenso wie im Bahnbau.
Aber funktioniert das alles wirklich?
Unterschiedliche Anbieter haben bereits E-Kräne, E-Bagger, E-Radlader und vieles mehr im Angebot. Laut einer Machbarkeitsstudie von Volvo in einem Steinbruch können bei der vollständigen Nutzung von E-Baufahrzeugen rund 98 % der CO2-Emmisionen vermieden werden. Und sogar die Energiekosten um 70 % gesenkt werden. Am Frankfurter Hauptbahnhof wurden bereits ausschließlich elektrische Baumaschinen eingesetzt. So hoben Elektro-Radlader, ein Hybridbagger und ein voll-elektrischer Minibagger einen ca. 500 Meter langen Graben im Kabeltunnel des Bahnhofs aus. Die elektrischen Baumaschinen ersparen dabei Absauganlagen und Filter in Tunneln.
Wie auch bei der Diskussion um das E-Auto und die Elektro-Mobilität, ist ein wichtiger Faktor, woher der Strom bezogen wird. Wenn dieser aus Öko-Stromanlagen stammt, ist die Öko-Bilanz eine vollkommen andere als wenn der Strom beispielsweise aus einem Kohle-Kraftwerk bezogen wird. Hier gibt es große Unterschiede – auch zwischen verschiedenen Ländern- und bis zum Faktor 3 beim CO2-Ausstoß.
Im Sommer 2019 wurden auch bei einer Autobahn-Baustelle (A14) in Österreich elektrische Baugeräte getestet. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund der Elektro-Motoren anstatt Verbrennungsmotoren gibt es auch deutlich weniger Lärm. Diese Baugeräte könnten daher in Zukunft auch verstärkt im innerstädtischen oder im verbauten Bereich zum Einsatz kommen, um neben den Abgaben auch die Lärmbelästigung der Anrainer zu reduzieren.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Bei kabellosen Baufahrzeugen und Baugeräten schlägt natürlich auch die schlechte Öko-Bilanz von Akkus zu Buche. Und die zeitlich begrenzte Einsetzbarkeit und die Ladedauer sind bei Akku-Baumaschinen im täglichen Einsatz sehr relevant. Hier bedarf es einerseits einer zeitlichen Planung für die notwendigen Ladezeiten (z.B. über Nacht) und auch die Zulieferung von ausreichend Strom an die Baustelle muss beachtet werden, wenn mehrere Baumaschinen über Nacht gleichzeitig aufgeladen werden.
Insgesamt können in Zukunft voll- oder teil-elektrische Baustellen einen sehr positiven Effekt auf das Klima und die CO2-Emissionen haben, jedoch sollte deren Einsatz auch gut geplant und an die Gegebenheiten der Baustelle angepasst werden. Zur weiteren Verbesserung der Öko-Bilanz sollte zusätzlich auch auf umweltfreundliche und recyclebare Baumaterialien gesetzt werden – oder noch besser: gebrauchte Materialien im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederverwendet werden.
Was halten Sie von elektrischen Baustellen?
Ist es ein unnötiger Hype oder eine echte Alternative?
Insbesondere im Eisenbahnbereich ist es nur logisch und sinnvoll auf Elektroantriebe zu setzen zumal auch eine dezentrale Ladestruktur durch die 15KV Oberleitung herzustellen wäre. Mit Hilfe der durch gesamt Österreich verlaufenden 15KV Leitungen wäre auf jeder Baustelle entlang der Hauptstrecken sowie in jeder Hauptstadt ausreichend Leistung vorhanden um Schnell-Ladestationen direkt mittels Trafo u. Gleichrichter (Lok) direkt damit zu versorgen.
Im Zweiwege Bereich wie z.b. Rangiergeräte bis 2000to! hat die Gleichstromtechnik bekanntlich schon lange Einzug gehalten warum daher nicht erweitern?
Roland Knall
Fa. ZAGRO
Lieber Herr Knall
Danke für den interessanten Kommentar!